Die Bibliothek der Helmut-Schmidt-Universität lädt ein zu einem Vortrag von Prof. Dr. Joachim Renzikowski, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Wie weit darf man gehen, um sich oder eine andere Person aus höchster Lebensgefahr zu retten? Diese Frage wird wohl schon so lange diskutiert, wie man überhaupt über Recht nachdenkt, und die Namen der Fälle reichen vom "Brett des Karneades" (ein Schiffbrüchiger stößt einen anderen von der rettenden Planke) über den "Mignonette-Fall" (die Besatzung eines Rettungsbootes tötet und verzehrt den Schiffsjungen) bis zum "Weichensteller-Fall" (durch das Umstellen einer Weiche wird der Tod von vielen auf Kosten des Lebens von wenigen gerettet) und schaffen es sogar in Theatersäle und Kinos ("Terror" von Ferdinand von Schirach). Ausgehend vom utilitaristischen Kalkül des größtmöglichen Nutzens scheint die Lösung ganz einfach: Die größere Zahl der Geretteten gewinnt. Bemerkenswerterweise ist die Diskussion im Utilitarismus wesentlich zurückhaltender und vor dem Hintergrund unantastbarer Menschenrechte verbietet sich das reine Zählen von selbst. Joachim Renzikowski stellt in seinem Vortrag verschiedene Notstandssituationen vor und diskutiert ihre Lösungen im deutschen Recht.
Der Referent ist seit 1998 Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Rechtsphilosophie/Rechtstheorie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1993 wurde Joachim Renzikowski in Tübingen mit einer Arbeit zu „Notstand und Notwehr“ promoviert und habilitierte sich dort vier Jahre später mit seiner Schrift „Restriktiver Täterbegriff und fahrlässige Beteiligung“.
Bei dem Vortrag handelt es sich um eine Begleitveranstaltung zur Ausstellung „Extreme Situationen, schnelle Entscheidungen“. Helmut Schmidt gegen Sturmflut und RAF-Terror, die noch bis zum 30. September 2022 in der Bibliothek der HSU präsentiert wird. Siehe hierzu auch:
www.kulturlotse.de .
Veranstaltungszeit: 18:00-19:30
Quelle:
ub.hsu-hh.de