Mit der Nennung der Farbe Schwarz wird der Resonanzraum der Bedeutungszuordnungen in Erregung versetzt. Wie kaum eine andere Farbe ist die kulturelle Symbolik von einem globalen Kontrastreichtum geprägt. Im Gegensatz zu anderen Farben entzieht sich das „Phänomen Schwarz“ aber eigenartiger Weise einer kategorialen Bestimmung. Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass sie meist mit anderen Farben assoziiert oder kombiniert wird. Dadurch ist man bei einer kulturgeschichtlichen Annährung gezwungen, die anderen Farben mitzudenken. Der interdisziplinäre Blickwinkel ist der Einzige, um die Bedeutungsebenen des Schwarzen angemessen reflektieren zu können. Für diesen Vortrag operieren wir also vom Standpunkt des Schwarzen aus und legen das Spektrum der Bedeutungsebenen frei.
Trotz der Lichtabsorption hat das Schwarze eine intentionale Ausstrahlung. Für den Ökonomen ist das Erzielen von schwarzen Zahlen Berufsmotivation nur bei der Verfehlung des Jahreszieles und der damit verbundenen Rotfärbung der Bilanz ist der „Schwarze Peter“ ziemlich schnell gefunden. In einer globalisierten und farbenfrohen Gesellschaft hat natürlich auch das „Schwarzmalen“ der apokalyptisch eingestellten Mitmenschen ihren festen Platz, dem man nicht zuletzt mit dem sprichwörtlich „schwarzen Humor“ begegnen kann. Die Ursprünge der modischen Eleganz, die mit der Farbe Schwarz verbunden sind, liegen in der Zeit, als diese Farbe ein Symbol der sozialen Abgrenzung war. Schwarz war in Europa jahrhundertelang die Farbe, an der man die Zugehörigkeit zur Aristokratie erkennen konnte. Ein Blick auf die Schwarz-Weiß Fotos der 20er Jahre zeigt wie die weibliche Modewelt diese Trennlinie einreist. Heutzutage hat schwarze Eleganz einen festen Platz im zeitgenössischen Modebild. Schwarze Löcher am Himmel entziehen sich einem schnellen Verständnis, haben aber etwas genauso Geheimnisvolles wie die schwarze Line der japanischen Kalligraphie.
Prof. Frank Böhme,
Hochschule für Musik und Theater, Dekanat 12
Beginn: 19:30 Uhr