Kein Werk ist in mehr Sprachen übersetzt und in mehr Ausgaben gedruckt worden als die Bibel. In Hamburg jedoch konnte der Bibeldruck nur in einem engen Rahmen stattfinden, da sich die Stadt bis ins 19. Jahrhundert hinein allein der „Lutherschen Lehre“ verschrieben hatte und andere Bekenntnisse nicht gelten ließ. Als etwa der protestantische Theologe Johann Otto Glüsing 1710–1712 eine „Biblia Pentapla“ herausgab, die die Bücher der Bibel in „fünffacher deutscher Verdolmetschung“ synoptisch nebeneinanderstellte – und somit vier Textvarianten neben der Lutherübersetzung bot –, konnte das Werk im streng lutherischen Hamburg nicht erscheinen. Gedruckt wurde es deshalb in Wandsbek und Schiffbek, damals noch vor den Toren der Stadt.
Den Anfang hatte dieses klare Bekenntnis zu Martin Luther in der Reformation genommen, die sich in Hamburg schnell durchsetzte. Bereits 1523 – nur wenige Monate nach der Erstveröffentlichung seiner Übersetzung des griechischen Neuen Testaments in Wittenberg, des sogenannten Septembertestaments – erschien auch in Hamburg eine Ausgabe desselben, jedoch in niederdeutscher Sprache, denn die hiesige Bevölkerung sprach Platt. Die Veröffentlichung erfolgte anonym, nicht einmal der Name der Druckerei, aus der innerhalb kurzer Zeit 16 reformatorische Schriften hervorgingen, wurde bekannt. Als „Presse der Ketzer“ wurde sie alsbald betitelt, widmete sie sich doch vollkommen der Verbreitung der neuen Lehre innerhalb Hamburgs. Der Fokus auf die niederdeutsche Sprache wurde durch das 16. Jahrhundert hinweg beibehalten und gipfelte 1596 in der ersten vollständigen niederdeutschen Ausgabe „Biblia Dat ys: De gantze hillige Schrifft Sassisch“.
Exakt 500 Jahre sind seit der Veröffentlichung des „Nyge Testaments“ der sogenannten „Presse der Ketzer“ vergangen. Anlässlich dieses Jubiläums widmet die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg zu Jahresbeginn 2023 der Geschichte der Hamburger Bibeldrucke eine eigene Ausstellung, die durch zahlreiche Ausgaben aus den Sondersammlungen und Leihgaben des Deutschen Bibel-Archivs, des Bibliotheks- und Medienzentrums der Nordkirche und des Erzbistums Hamburg gestaltet ist.
Im Ausstellungsraum im Erdgeschoss.
Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 9 – 24, Sa. – So. 10 – 24 Uhr.
Der Eintritt ist frei
Quelle:
blog.sub.uni-hamburg.de