Ernst Barlach Haus — Kunst im Grünen
Das 1962 eröffnete und bis heute privat getragene Ernst Barlach Haus liegt im Jenischpark, einem der schönsten Landschaftsgärten Hamburgs. Es beherbergt eine einzigartige Sammlung. Zahlreiche Hauptwerke des expressionistischen Bildhauers, Zeichners und Schriftstellers Ernst Barlach (1870–1938) sind hier zu sehen, darunter nahezu ein Drittel seiner kostbaren Holzskulpturen.
Neben wechselnden Sammlungspräsentationen und Sonderausstellungen zur Kunst der Klassischen Moderne und der Gegenwart bietet das Ernst Barlach Haus ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm: Führungen, Lesungen, Vorträge und die Konzertreihe Klang & FORM.
Die Sammlung:
Als der Hamburger Fabrikant Hermann F. Reemtsma im August 1934 erstmals Ernst Barlach in Güstrow besuchte, war er tief beeindruckt von dessen Persönlichkeit und Kunst. Spontan erwarb er die 1925 entstandene Holzskulptur Der Asket, wenig später beauftragte er Barlach, seine bereits begonnene Figuren-Reihe Fries der Lauschenden zu vollenden. Fortan engagierte sich Reemtsma nachdrücklich für den von den Nationalsozialisten verfemten Künstler. 1938, in Barlachs Todesjahr, besaß er bereits 20 seiner Skulpturen und rund 100 Zeichnungen.
Ende der 1950er Jahre entschied sich Hermann F. Reemtsma, seine Sammlung in eine Stiftung zu überführen und in einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit Reemtsmas Tod 1961 und der Eröffnung des Ernst Barlach Hauses im Jahr darauf konnte die Sammlung um zahlreiche bedeutende Stücke erweitert werden. Dank des anhaltenden Engagements der Stifterfamilie umfasst sie derzeit rund 140 Bildwerke aus Holz, Bronze, Keramik, Porzellan, Terrakotta und Gips, mehr als 400 Zeichnungen aus allen Schaffensphasen, nahezu sämtliche Druckgrafiken sowie wichtige Autografen, rare Mappenwerke, Erstausgaben und Archivalien.
Das Gebäude: Der Hamburger Architekt Werner Kallmorgen gestaltete das Ernst Barlach Haus als modernes Gegenstück zum klassizistischen Jenisch Haus, das in den 1830er Jahren als herrschaftlicher Landsitz erbaut wurde. Hinter der schmucklosen Fassade eröffnet sich dem Besucher eine Folge lichter, klar gegliederter Ausstellungsräume, die sich um einen zentralen Innenhof gruppieren. Die abwechslungsreich proportionierten Räume vermitteln einen großzügigen Eindruck, bleiben in ihren Abmessungen aber auf die Dimensionen eines Wohnhauses bezogen; so bieten sie einen idealen Rahmen für die konzentrierte Kunstbetrachtung. 1995/96 wurde Kallmorgens Architektur behutsam umgebaut und erweitert. Ihr besonderer Charakter blieb dabei gewahrt: die „Geschlossenheit nach außen und der innere konzentrierte Organismus für die Sammlung“, die Hermann F. Reemtsma bereits 1960 als das „außerordentlich Bestechende“ an Kallmorgens Plänen würdigte.
Die Kunst Ernst Barlachs:
"Man klebt die Etiketten ‚kultisch’ und ‚mystisch’ auf meine Arbeiten und zerbricht sich den Kopf darüber, welche Rätsel ich aufgebe und mit wie viel Geschick ich deren Lösung erschwere. Mein Glaube ist: Was sich nicht in Worten ausdrücken lässt, kann durch die Form verfügbar werden und in den Besitz eines anderen übergehen. Ich brauche einen Gegenstand, an dem ich mir die Zähne zu Stücken zerbeiße." (Ernst Barlach, 1932)
Das Klischee vom weltfernen Gottsucher Ernst Barlach (1870–1938) wirkt bis heute nach, doch bleibt das Werk des bedeutenden expressionistischen Bildhauers, Zeichners und Schriftstellers vielschichtig und ambivalent. Barlachs lebenslange Beschäftigung mit der menschlichen Figur verbindet das Streben nach Überzeitlichkeit mit Zeitkritik, konkrete Beobachtung mit Abstraktion, ein karges Formenrepertoire mit Vitalität und Bedeutungsfülle. Barlachs Weg zum Expressionismus führt von der Auseinandersetzung mit den akademischen Traditionen des 19. Jahrhunderts zunächst zu den gestalterischen Ideen von Naturalismus, Symbolismus und Jugendstil. Nach Jahren der Ausbildung und künstlerischen Suche in Hamburg, Dresden, Paris und Berlin gibt ihm eine zweimonatige Russlandreise 1906 entscheidende Impulse für die radikale Vereinfachung und Monumentalisierung seiner Bildsprache.
Für Schüler:innen und Studierende ist der Eintritt in das Ernst Barlach Haus im Jenischpark kostenfrei.
Kostenlose öffentliche Führungen sonntags 12 Uhr
Öffnungszeiten:
Dienstag—Sonntag, 11:00–18:00 Uhr, an Feiertagen auch montags
Heiligabend und Silvester geschlossen
An Sonntagen mit Klang & Form-Veranstaltungen schließt das Museum bereits um 16.30 Uhr.
Quelle:
www.barlach-haus.de